Bindung, an die Ordnung

Ich versuche hier mit Zitaten von Emmanuel Jungclaussen und der Regel Benedikts meinen Wunsch eines geistigen Weges etwas Form (?) zu geben. Form? Ausdruck? Erklärung? Ein Gesicht?…. Der Ordnung einen Sinn geben? Vielleicht lest ihr selber….. 🙂

„Der entscheidende Schritt im geistlichen Leben heißt, sich durch den Meister (wie immer man ihn auch verstehen mag) an eine bestimmte Ordnung binden lassen, um dadurch mehr und mehr an die Ordnung selbst gebunden zu sein. Diese Ordnung ist die verborgene, stufenweise, untereinander abgestimmte Zu-Ordnung der Geschöpfe auf den Schöpfer, auf den einen Ursprung hin Diese Zu-Ordnung leuchtet für den, der sehen kann, immer wieder auf: als „Harmonie des Seins“, als „Einheit und Ganzheit“, als das „Welt-Gesetz“ der ewigen Weisheit Gottes, die der Logos, Christus das Wort selber, ist, der das All herrscherlich und dienend, mächtig und sanft zugleich durchwaltet und erfüllt. … An dieser Ordnung, von der der mensch in der „Trägheit des Ungehorsams“ durch die „Regungen des Eigenwillen“ abgewichen ist, soll er in Freiheit wieder teilhaben, um so selbst zur Ganzheit und Einheit und zur Harmonie zu gelangen. Die Ordnung nun, an die Benedikt die Seinen bindet, ist seine Regel, die er als „heilig“ versteht, weil seine tiefe geistliche Erfahrung und Einsicht dieses sein „Gesetz“, wie er es auch nennt, im Einklang mit dem „Welt-Gesetz“ sieht. …“

Dieses Zitat aus dem Buch „Worte der Weisung“ von Emmanuel Jungclaussen erklärt ein wenig, warum Benedikt so an der Ordnung festhält. Weiter heißt es dort „Im Grunde geht es um die Bestätigung eines alten Leitsatzes: Halte die Ordnung, und die Ordnung wird dich halten. Dabei muss aber gesehen werden, dass es sich nicht um eine starre Ordnung handelt; …“. Benedikts geistliche Methode des asketischen Lebensstils in ein Weg der Übung in diese Ordnung. Meines Erachtens und aus Erfahrung von Menschen, die den benediktinischen Weg gewählt haben, absolut alltagstauglich! Jungclaussen sagt dazu: „Voraussetzung für dieses österliche Bewusstsein ist die „Reinheit“, genauer: die „Reinheit des Herzens“. Sie ist das unmittelbare Ziel der geistlichen Methode des klösterlichen Wandels bzw. der benediktinischen Lebensordnung. Da nun Sterben und Auferstehen bei Christus wie beim Christen etwas Leb-Seelische meint, so lassen sich in der geistlichen Methode deutlich zwei entsprechende Aspekte unterscheiden. Einmal das Bemühen um die Integration der leiblichen Dimension des Menschen vor allem durch das, was „seinem Leib entzogen“ wird … Zum anderen geht es um die Integration der seelisch-geistigen Dimension im Menschen, vor allem mittels der geistlichen Lesung, ferner durch das „Gebet unter Tränen“, sowie durch die „Zerknirschung des Herzens“. Die beiden letztgenannten Übungen machen schon sichtbar, dass sowohl die Integration der leiblichen als der seelisch-geistigen Dimension des menschen sich von dessen Mitte her, also im „Herzen“ vollzieht. Das heißt umgekehrt: die Dimension des Herzens als „Dimension der Tiefe“ (des Seelengrundes) soll durch die leib-seelische Integration mehr und mehr auf Gott hin erschlossen werden. So wird durch alle körperliche und geistige Übung das durch die Taufgnade in der Tiefe des Herzens verborgene österliche Bewusstsein zu immer weiterer Entfaltung gebracht, um als „Freude geistlicher Sehnsucht“ das Leben des Mönchens (wie des Christen überhaupt) wesenhaft zu prägen. Die Sehnsucht ist die verborgene Urmacht des Herzens, die den Menschen überhaupt erst nach dem geistlichen Weg ragen lässt. So bleibt sie dann auch unter dem Antrieb des Heiligen Geistes die bestimmende Macht, die den Menschen – durch die Ordnung gelenkt – immer weiter vorantreibt, bis er durch die vollkommene Reinheit des Herzens, im Leerwerden von sich selbst, die Fülle der Liebe erlangt. …“

Hier ist das Fazit von Jungclaussen für mich der wichtigste Hinweis mit: „Ohne eine bestimmte, konsequent durchgehaltene Ordnung im leiblich-seelischen Bereich, mag sie auch noch so anspruchslos sein, ist geistliches Leben – als „Weg der Übung“ verstanden – auf die Dauer nicht möglich.“ Als „Instrumentarium der geistlichen Kunst“ dieses „Leerwerden und Freiwerden“ um das „gereinigte Herz vollkommener Liebe und damit der österlichen Erfahrung fähig“ werden zu lassen verweist er auf die 4. Regel Benedikts.

Zuerst: Gott, den Herrn, lieben aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, mit aller Kraft. Dann: den Nächsten wie sich selbst.
Dann: nicht töten. Nicht ehebrechen. Nicht stehlen. Nicht begehren. Kein falsches Zeugnis geben. Alle Menschen ehren. Und was man nicht selbst erleiden möchte, auch keinem anderen tun.
Sich selbst verleugnen, um Christus nachzufolgen. Den Leib in Zucht halten. Sich nicht der sinnlichen Lust ergeben. Das Fasten lieben.
Die Armen erquicken. Den Nackten bekleiden. Den Kranken besuchen. Den Toten begraben. In der Bedrängnis zu Hilfe kommen. Die Trauernden trösten.
Sich dem Treiben der Welt fremd machen. Der Liebe zu Christus nichts vorziehen. Im Zorn nichts ausführen. Dem Groll nicht einen Augenblick einräumen. Keine Arglist im Herzen tragen. Nicht heuchlerisch Frieden bieten. Von der Liebe nicht lassen.
Nicht schwören, um nicht etwa falsch zu schwören. Die Wahrheit mit Herz und Mund bekennen. Nicht Böses mit Bösem vergelten. Kein Unrecht tun, aber auch zugefügtes geduldig ertragen. Die Feinde lieben.
Denen, die uns fluchen, nicht wieder fluchen, sondern sie segnen. Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen.
Nicht stolz sein. Nicht trunksüchtig. Nicht eßgierig. Nicht schlafsüchtig. Nicht träge. Kein Murrer sein. Kein Verleumder.
Sein Hoffnung auf Gott setzen. Das Gute, das man an sich gewahrt, Gott zuschreiben, nicht sich selbst.
Das Böse aber stets als sein eigenes Werk erkennen und sich selbst anrechnen.
Den Tag des Gerichtes fürchten. Vor der Hölle zittern. Das ewige Leben mit aller Begierde des Geistes ersehnen. Den drohenden Tod täglich vor Augen haben.
Seinen Lebenswandel jederzeit überwachen. Für gewiss halten, dass Gott an jedem Ort auf einen schaut. Die bösen Gedanken, die im Herzen aufsteigen, alsbald an Christus zerschmettern und dem geistlichen Vater offenbaren.
Seinen Mund vor böser und verkehrter Rede bewahren. Das viele Reden nicht lieben. Leere oder gar zum Lachen reizende Worte nicht reden. Vieles oder gar schallendes lachen nicht lieben.
Die heiligen Lesungen gern hören. Dem Gebet häufig obliegen. Seine früheren Sünden mit Tränen und Seufzen Gott täglich im Gebet bekennen. Von diesen Sünden sich in Zukunft bessern.
Die Gelüste des Fleisches nicht befriedigen Den Eigenwillen hassen. Den Befehlen des Abtes in allem gehorchen, auch wenn er selbst, was ferne sei, anders handeln sollte, eingedenk jenes Gebotes des Herrn: Was sie sagen, das tut; was sie aber tun, das tut nicht. Nicht heilig genannt werden wollen, ehe man es ist; sondern es zuerst sein, so dass man es mit Grund (von uns) sagen kann. Die Gebote Gottes täglich im Werk erfüllen.
Die Keuschheit lieben. Niemand hassen. Keine Eifersucht hegen. Den Neid niemand fühlen lassen.
Den Streit nicht lieben. Die Überheblichkeit fliehen. Und die Älteren ehren. Die Jüngeren lieben. In der Liebe zu Christus für seine Feinde beten. Bei einem Zwist vor Sonnenuntergang wieder Frieden schließen. Und nie an Gottes Barmherzigkeit verzweifeln.
Seht das sind die Werkzeuge der geistlichen Kunst. Wenn wir sie Tag und Nacht unermüdlich handhaben und am Tag des Gerichtes wieder abgeben, so wird uns vom Herrn jener Lohn ausbezahlt, den er selbst verheißen hat: Kein Auge hat gesehen und kein Ohr gehört, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.
Die Werkstatt aber, wo wir dies alles mit Eifer ausführen sollen, ist der klösterliche Bezirk (die Klausur in uns selbst) und zwar im beständigen Leben in der Gemeinschaft.

Ja, das ist mein Weg. Aber schwer ist es schon, oder? Wo und wie ist euer Weg?

(Andrea Sundermann Nov 2013)

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